Kathrin Stirnemann


XCE World Champion 2017 & 2014

MTB Weltmeisterschaften Saalfelden (AUT)

Bereits am Montag waren die beiden auf der Strecke. Der Kurs war eher fahrtechnisch einfach, dafür forderte er mit seinen zwei langen Aufstiegen viel Kraft in den Beinen. Als es dann am Dienstag und Mittwoch sehr stark regnete, wurde die Strecke vor allem zu oberst im Wald fast unfahrbar: sehr steiler Downhill, schmieriger Untergrund und wie halt im Wald: viele Wurzeln. Die beiden verlagerten ihr Training daher eher etwas auf die Strasse, denn für das Rennwochenende war wieder schönes und trockenes Wetter angesagt.
Freitag, 7. September 14 Uhr: Matthias konnte mit der Nummer 9 noch in der ersten Reihe ganz innen einstehen. Ein guter Start war also wichtig, denn nach rund 100m ging es links weg auf den langen Teeraufstieg. Clever schaute er auf den Starter, welchen den Pistolenschuss gab. Er reagierte daher gut und ging mit der Spitze auf den Teeraufstieg. Zuoberst lag er in der Startrunde immer noch an 10. Stelle. Auf der ersten vollen von insgesamt sechs Runden musste er dann nochmals etwa 10 Fahrer vorbeilassen. Dann fand er aber einen guten Rhythmus und verbesserte sich wieder Platz um Platz. Als 14. beendete er das Rennen. “ Ich habe einfach momentan nicht die Kraft solch lange Anstiege durchzupowern. In der letzten Runde stand ich fast. Und dann machte ich auch in den Abfahrten kleinere Fahrfehler, die wohl mit dem Ueberdrehen bergaufwärts zusammenhängten. Mit dem Rang muss ich zufrieden sein – ich habe alles gegeben. Die Stimmung am Berg war toll, überall Schweizer, überall Fanclubmitglieder!“
Samstag, 8. September 11 Uhr: Kathrin trug die Startnummer 26. Wie gewohnt startete sie gut, war so etwa auf Platz 10. Und wie gewohnt musste sie im zweiten langen Aufstieg wieder viele Bergflöhe an sich vorbeilassen. Daher musste sie in den Abfahrten dann sehr viel anstehen, warten, laufen. So etwa auf Rang 30 beendete sie die erste von sechs Runden. Nach etwa zwei Runden hatten dann einige dieser „Bergflöhe“ ihr Superbenzin aufgebraucht und Kathrin konnte sich nach vorne arbeiten. Lange lag sie dann auf Rang 23. In der letzten Runde musste sie aber auch etwas Dampf wegnehmen und viel schlussendlich auf den 26. Rang zurück.“Es ist schon mühsam, wie einige Konkurrentinnen technisch runterfahren. Schade, dass ich in den ersten drei Runden so viel Zeit nach vorne deswegen verloren habe. Ich fühlte mich gut. Die Anstiege waren hart. Ich habe es lieber steiler, dafür kürzer….. Die Stimmung war super – so viele Leute und vor allem so viele Schweizer – es war wie eine Heim-WM!“
Sonntag, 9. September 13.30 Uhr: Eliminator WM in den engen Gassen von Saalfelden. Kathrin erhoffte sich einiges. Doch in der Quali tratt sie nach der Treppe ins Leere: die Kette war ihr aussen runtergesprungen. So verlor sie wichtige Sekunden. Mit ungewohnten sieben Sekunden Rückstand auf die Zeitschnellste Engen (Swe) erreichte sie trotzdem den guten 11. Platz.

Auch Matthias hatte im 145 köpfigen Starterfeld nicht seinen Glückstag. Sein Malheur ereignete sich gleich nach dem Start: er fiel aus den Klickpedalen. Auch da gingen wichtige Sekundenbruchteile für einen guten Startplatz verloren. Mit der 30. Qualizeit qualifizierte er sich ganz nach für den 8.-Final. Dort musste er daher ganz aussen starten, hatte den längsten Weg in der ersten leichten Biegung. Als Dritter kam er in die erste 90°-Kurve. Am Ende der ersten Runde auf der Zielgeraden zwängte er sich geschickt an den Führenden vorbei und ging als erster in die zweite Runde. Im Aufstieg für dann von Gallaghar (GBR) überholt. Und im zweiten Austieg zwängte sich Stiebjan (Ger) auch ihnen an Matthias vorbei. Leider konnte Matthias auf der Zielgeraden nicht mehr kontern und schied aus.

Kathrin wurde in ihrem 8.-Final 2. und kam weiter. Das selbe auch im 4.-Final, diesmal aber als Laufsiegerin. Im Halbfinal war sie die Vorlaufschwächste. So musste sie erstmals die schlechteste Startposition ganz rechts einnehmen. Sie erwischte den Start nicht schlecht, machte das Handicap wett, war am Schluss des ersten leichten Linksbogen auf gleicher Höhe wie die anderen. Doch die anderen drückten sie jetzt nach aussen an die Banden. Kathrin musste bremsen, um nicht zu stürzen – weg war der Final. Sie versuchte noch das ca. 30m grosse Loch aufzuholen, hatte aber keine Chance.

Enttäuscht und mit Tränen in den Augen bereitete sie sich auf den kleinen Final um Platz fünf vor. Sie erwischte den Start gut, lag nach der ersten Runde an zweiter Stelle hinter der Italienerin Eva Lechner. Am Ende des ersten langen Aufstieges dann rang sie die Italienerin im Wiegetritt nieder. In Führung liegend im kleinen Final kam die erste von drei Treppen: nach der Treppe wieder der Tritt ins Leere! Die Kette war wieder rausgesprungen. Schitt! Reflexartig betätigte sie den Schalthebel und tratt weiter. Zum Glück fand die Kette sehr schnell wieder den Weg auf die Kränze. Lechner wollte schon an ihr vorbei, doch Kathrin machte die Türe zu. Dank ihrer mentalen Stärke und dem Siegeswillen hielt sie die Italienerin Eva Lechner dann gekonnt in Schach und gewann den kleinen Final. Zumindest ein kleiner Trost…

Rückblickend war es für beide keine berauschende WM – doch gejammert wird da auf sehr hohem Level! Bei Matthias stimmte das Material, dafür die Beine nicht. Bei Kathrin wäre vielleicht ein Sprintbike die Vollendung ihrer Träume gewesen. Auf diesem Weltklasseniveau gibt es nur überragende Resultate mit absoluter Professionalität.