Kathrin Stirnemann


XCE World Champion 2017 & 2014

Vize-Europameisterin im XC Eliminator Sprint

Am vergangenen Freitagabend durfte ich in einem der grössten Schweizer Bikeevents eine der Hauptrollen spielen. Erstmals in der Geschichte der jungen Disziplin XC Eliminator wurden europäische Meisterschaften ausgetragen.

Das Start- / Zielgelände war auf dem Bundesplatz in Bern, also der perfekte Ort um unseren Sport näher zu den Leuten zu bringen. Das funktionierte ausgezeichnet, denn der Bundesplatz war rot/weiss und es herrschte schon in der Qualifikation Gänsehaut-Stimmung.

Die 1.4km lange Strecke startete mit einer langen Startgerade. Danach kam eine längere Passage in einem Stadtpark mit vielen Kurven, Treppen und Sprüngen bevor es dann auf die ca. 400m lange Zielgerade ging.

In der Qualifikation versuchte ich die technischen Passagen sauber zu fahren um ohne Sturz durch zu kommen und dafür auf der Zielgerade mit viel Power Zeit gut zu machen. Mein Plan ging auf und ich kam mit der neuen Bestzeit ins Ziel und gewann die Quali.

Um 19 Uhr starteten dann die Finalläufe. Es herrschte eine grandiose und unbeschreibliche Stimmung auf dem Bundesplatz und entlang der Strecke. Viertel- und Halbfinal konnte ich ziemlich locker für mich entscheiden und mir somit den Startplatz im Final für den Kampf um die Medaillen sichern.

Neben mir standen die Französin Cécil Ravanel, die Schwedin Jenny Ryssveds und eine weitere Schweizerin, Ramona Forcchini im Final. Ich wusste, dass Jenny die stärkste Gegnerin sein wird, denn sie stand dieses Jahr beim Weltcup in Nove Mesto zuoberst auf dem Treppchen. Ich wollte nicht als erste in die technischen Passagen und vorallem nicht als erste auf die Zielgerade einbiegen um den Sprint von hinten lancieren zu können.
Jenny bog als erste in den Stadtpark ein, dann Forcchini und ich dicht an ihrem Hinterrad. Ramona hatte keine Chance in den technischen Passagen am Hinterrad von Jenny zu bleiben und liess ein Loch aufreissen. Ich wollte schnell reagieren und überholen, doch es war zu eng. Kurz vor der Treppe rief ich zu Ramona, dass ich rechts überholen werde, doch diese dachte nur an sich selbst und machte mir den Weg zu und beinahe stürzten wir beide. Zum Glück stürzten wir eben nicht und ich überholte sie halt etwas später auf der Zielgerade. Leider war das Loch zu Jenny schon viel zu gross um es zu schliessen und so sicherte sie sich den EM Titel.

Ich erkämpfte mir den zweiten Rang und somit die Silber Medaille. Ich war stinksauer im Ziel auf Ramona und verstand es nicht, warum man als Schweizerinnen nicht besser zusammen arbeiten konnte. Wir haben Jenny den Titel ziemlich kampflos geschenkt aus meiner Sicht.

Spätestens bei der Siegerehrung konnte ich mich dann jedoch richtig freuen über meine gewonnene Silbermedaille. Der ganze Bundesplatz war voll mit Menschen und ich fühlte mich fast wie an einem Rockkonzert auf der Bühne. ;) Dieser Moment war einfach unvergesslich und wunderschön. Das sind die Momente im Leben eines Sportlers, die alle Schweisströpfchen und harten Trainingsstunden vergessen lassen und neue Motivation geben.

HERZLICHEN DANK an alle Fans die den Bundesplatz kochen liessen und für die geniale Stimmung sorgten. Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt! Auch bedanken möchte ich mich beim gesamten Staff von Swiss Cycling und bei meinem Team, dem Sabine Spitz Haibike Pro Team, für den Support.

Wirklich feiern konnte ich jedoch nicht, denn bis um 22.30 Uhr steckte ich in der Dopingkontrolle fest, weil ich vor lauter Aufregung nicht pinkeln konnte. :) Auch danach im Bett konnte ich nicht wirklich abschalten, all die Eindrücke, die Gefühle, die vielen Fans, die gewonnene Silber- und verlorene Goldmedaille schwirrten mir im Kopf herum.
So wurde es eine eher kurze Nacht und am Samstagmorgen lag der Fokus schon beim nächsten Rennen, dem Cross Country vom Sonntag auf dem Gurten…

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