Kathrin Stirnemann


XCE World Champion 2017 & 2014

7. Rang XCO Elite Weltmeisterschaft

Das Abenteuer Südafrika startete vergangenen Sonntag mit der langen Reise zusammen mit der 44-Köpfigen Schweizer Delegation.

Die Strecke in Pietermaritzburg kannte ich bereits von den Weltcuprennen in den Jahren zuvor. Sie gehört zu meinen Lieblingsstrecken und zählt zu den anspruchsvollsten im ganzen Weltcupzirkus.

Während der Woche habe ich einige Runden auf der Strecke gedreht und mir die Schlüsselstellen besonders gut eingeprägt und x-mal geübt. Ich fühlte mich sicher und konnte mit gutem Gefühl ins Rennen starten. Der einzige Dämpfer der Woche war, dass sich meine Teamkollegin Sabine Spitz am Dienstag bei einem Sturz an der Schulter verletzte und fürs Rennen ausfiel. Es gab allgemein sehr viele Stürze im Training und auch ich hatte manchmal Angst zu stürzen. Nicht weil ich an meinen technischen Fähigkeiten zweifelte, sondern weil die Rockgardens oder die Baumstammtreppe einfach keinen Sturzraum boten. Diese negativen Gedanken versuchte ich dann im Rennen natürlich auszublenden und ich glaubte an meine Stärken und an mein gutes Gefühl.

Als 10. der aktuellen Weltrangliste startete ich aus der zweiten Reihe. Ich erwischte einen guten Start und reihte mich im ersten Aufstieg an fünfter Position ein. Nach diesem super Start passierte ich das Ziel in einer 8-Köpfigen Spitzengruppe nach der ersten Runde. Ich wusste, es würde ein langes Rennen geben, denn wir mussten 6 Runden fahren und so versuchte ich einfach einen guten Rhythmus zu fahren um die gesamte Renndauer ohne Einbruch zu überstehen.

Es waren unglaubliche Gefühle, ich war nicht nur in den schwierigen technischen Passagen schnell, sondern konnte auch in den Aufstiegen mit der Spitze mithalten.

Nach Rennhälfte lag ich an sechster Position. Ich konnte gar nicht glauben was für eine Leistung ich gerade zeigte.

Zusammen mit Gunn Rita Dahlie-Flesja ging ich auf die beiden letzten Runden. Da kam mein eigener Glaube zurück dieses Resultat auch ins Ziel zu bringen. Zuvor bin ich einfach unbeschwert meinen Rhythmus gefahren, doch nun hiess es um jeden Platz innerhalb der Top 10 noch zu kämpfen. Im letzten Aufstieg überholte ich Gunn Rita und konnte so ein kleines Loch heraus fahren in der langen Abfahrt.
Mit etwa 5 Sekunden Vorsprung auf die Norwegern ging ich als Siebte auf die letzte Runde. Ich hatte tatsächlich noch genügend Reserven um Gunn Rita im Aufstieg abzuhängen. Wow, ich wuchs total über mich hinaus und zeigte das beste Rennen der Saison genau zum richtigen Zeitpunkt.

Als ich wirklich als Siebte die Ziellinie überquerte, war ich so fassungslos, dass ich ganz vergessen habe ein „Wheelie“ zu machen. :)

 

Meine Freude ist riesig. Mein Ziel war ein Top 10 Rang und ich habe immer daran geglaubt, dass es möglich ist und es tatsächlich umgesetzt. Ich bin glücklich und stolz, dass ich mit einer perfekten Vorbereitung ein perfektes Rennen zeigen konnte und alles zusammen passte. Das Material war top und das Glück war auf meiner Seite, dass ich ohne Sturz oder Defekt durchgekommen bin.

 

Nach meinem ersten kleinen Jubel im Ziel sass ich jedoch sofort, und noch mit Helm auf dem Kopf, auf die Rolle zum ausfahren. Das Rennen war sehr hart und lange und mein grosser Tag, der Traum einer Medaille im Eliminator Sprint, sollte erst am Sonntag folgen.